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Herausforderungen an den Kommunismus heute


Die Ereignisse der letzten Jahre haben zweifellos die Geschichte des 20. Jahrhunderts entscheidend mitbestimmt. Vielleicht sind - wie es auch zur Zeit der Revolution von 1917, dem Aufstieg des Faschismus, oder den beiden Weltkriegen der Fall war, als die Menschen einfach zusehen mußten, wie sie neben diesen Ereignissen mit ihrem Alltagsleben zurecht kommen - für viele unserer Generation diese großen Ereignisse einfach nur "Nachrichten" und sie begreifen die historische Bedeutung der gegenwärtigen Ära nicht. Die Zukunft wird zeigen, wie sich die Gesellschaft in dieser Epoche verändert hat, wie sich das wirtschaftliche, politische und intellektuelle Profil der Welt veränderte, wie sich die Vorstellung des Menschen von sich selbst, von seiner Zukunft und von seinem Schicksal geändert hat.

Wir leben in einer Zeit eines grundlegenden historischen Einschnitts. Woher wir auch gekommen sind und was wir auch getan haben, die Ereignisse der letzten Jahre werden unsere Lebensbedingungen verändern und die Rahmenbedingungen des sozialen Kampfes für uns und kommende Generationen neu festlegen. Die Kriege, die in den nächsten 50 Jahren geführt werden; die Not, die der Mensch erleiden wird; die sozialen, politischen und Intellektuellen Auseinandersetzungen, in denen Millionen von Menschen ihren Lebenssinn finden werden; das Bild, das der Mensch in der Kunst, der Kultur und der Literatur von sich selbst entwerfen wird; die individuelle und soziale Psychologie der Menschen; ihre wirtschaftlichen und politischen Hoffnungen und Ängste, ihre Moralvorstellungen und philosophischen Anschauungen; all das wird den Stempel der Ereignisse tragen, die wir zur Zeit erleben. Genauso wie die wirtschaftspolitischen und Intellektuellen Auswirkungen des 2. Weltkrieges das materielle und ideelle Leben von zwei Generationen beeinflußt haben, und zwar von den Industrienationen Europas und der USA bis hin zu den weit entlegenen und rückständigen Regionen, wird das Ergebnis der gegenwärtigen Entwicklungen das Leben künftiger Generationen in jeder Hinsicht beeinflussen.

“Der Westen hat den 3. Weltkrieg gewonnen, ohne auch nur einen Schuß abzufeuern" sagen einige westliche Analytiker. Dennoch hat die wahre Geschichte des Jahrzehnte andauernden Konfliktes zwischen den beiden Seiten dieses "3. Weltkrieges", einschließlich des Abschnittes der letzten Jahre, für Milliarden von Menschen nichts anderes gebracht als Tod. Armut und Rechtlosigkeit. Das allein zeigt, wie unsinnig der Ausspruch "kein Schuß wurde abgefeuert" ist. Trotzdem muß man die Wahrheit sehen, die in dieser Behauptung steckt, nämlich daß das, war passiert ist, mit dem Ende eines 3. Weltkrieges vergleichbar ist, und daß dessen Einfluß auf die gegenwärtige Geschichte verstanden werden muß.

Die heutigen historischen Entwicklungen spielen sich auf unterschiedlichen Ebenen ab. Der spürbare und unmittelbare Aspekt dieses Prozesses ist der Zusammenbruch und die Auflösung des Ostblockes und die Zerstörung des gesamten politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Systems, das diesen Block definiert hat. Kurz gesagt: der Westen hat den Kampf zwischen den beiden Bourgeoisblöcken des Ostens und des Westens gewonnen. Wie bei allen vorherigen Siegen einer Bourgeoismacht über eine andere, können wir auch in diesem Fall die politische und geographische Auflösung, wirtschaftliche Unterwerfung und ideologische Unterlegenheit der verlierenden Seite beobachten. Von der Annexion von Land bis hin zu Eingriffen in die Wirtschaft; von der Veränderung des politischen und des Verwaltungssystems bis hin zur Öffnung der Tore für die kulturellen und ethischen Werte des Siegers trägt alles den Stempel des klassischen Sieges einer Bourgeoismacht über eine andere. Was jedoch überhaupt nicht "klassisch" ist, ist die Tatsache. daß die Verliererseite ein Pol eines bipolaren Systems gewesen ist, das ein halbes Jahrhundert lang die grundlegendste Charakteristik der politischen Situation der Welt gewesen ist. Die gesamte Welt hatte sich politisch um diese gegensätzliche Polarität formiert. Deshalb verändert das Ende dieser Polarität nicht nur völlig das politische und wirtschaftliche Gleichgewicht des Ostblocks völlig, sondern das der Welt als ganzes.

Im Ostblock selbst finden die eindrucksvollsten Entwicklungen statt. Der Sieg der Marktwirtschaft hat für die Arbeiter eine weitverbreitete Armut und wirtschaftliche Unsicherheit mit sich gebracht. Der Kampf um wirtschaftliche Modelle und politische Konstellationen ist heftig entbrannt. Andererseits hat der Zusammenbruch eines geschlossenen politischen und administrativen Systems alle Arten von sozialen Bewegungen aktiviert, und zwar von fortschrittlichen und revolutionären bis hin zu veralteten und reaktionären. Einhergehend mit großen Arbeiterbewegungen mit neuen Forderungen und noch nie dagewesenen Formen des Protestes sind auch Nationalismus, Faschismus und die Religion mit in den Vordergrund gerückt.

In dem beherrschten und nicht entwickelten Teil der Welt, bekannt als die "Dritte Welt”, deren Probleme einen direkten Bezug zu dieser internationalen Konfrontation hatten, findet eine grundlegende Neudefinierung der Sachverhalte statt. Plötzlich werden Lösungen für alte Probleme gefunden, während neue und kompliziertere Probleme auftauchen. Soziale Kräfte und Strömungen in diesen Ländern stehen plötzlich einer grundlegend geänderten Situation gegenüber. Das wird besonders deutlich im Fall Palästinas, Afghanistans, Äthiopiens, Kambodschas, verschiedener Zentral- und Südamerikanischer Länder und der Hauptkonfliktgebiete Afrikas. Nationalismus, Religion, Liberalismus, Reformismus und Radikalismus befinden sich in einer völlig anderen Situation als zuvor. Die Aussichten auf eine wirtschaftliche Entwicklung ändern sich in diesem Teil der Welt wieder einmal. Der Zusammenbruch des Ostens und die Öffnung seiner Türen für westliches Kapital haben die erneute Hoffnung auf eine westlich orientierte Entwicklung und eine Integration in den Weltmarkt für die asiatischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Länder zerstört.

Aber die wichtigsten und auf lange Sicht entscheidenden Gesichtspunkte des Zusammenbruchs des Ostblocks sind die unvermeidlichen zukünftigen Entwicklungen im siegreichen Westen selbst. Die politische, wirtschaftliche und ideologische Einheit, bekannt als der Westen oder die "freie Welt", die sich als Gegenstück zum Ostblock definierte, muß sich als Ergebnis des Zusammenbruchs ihres Gegenpols unweigerlich verändern. Der Westen als ein Weltblock muß zerfallen. Die politische und ideologische Struktur, die ihn mit einer einheitlichen Identität versehen hatte, muß überprüft werden. Nicht nur neue militärische, politische und wirtschaftliche Strukturen, sondern ein neues ideologisches System, vereinbar mit dem Kapitalismus nach dem Ende der "Ost-West" Konfrontation, müssen sich herausbilden. Die kapitalistische Welt geht auf eine völlige Revision in ihrer wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Struktur zu. Die neue historische Ära ist nicht eine Ära der Stabilität, Ordnung und Klarheit. Sie ist eher eine Ära der Instabilität, Unordnung und Verwirrung.

Selbst wenn man den Sachverhalt als eine fundamentale und historische Abrechnung zwischen den Bourgeois-Blöcken ansieht, ist das nur das halbe Bild. Das Ende des "Dritten Krieges" zwischen den Bourgeois-Blöcken ist begleitet von einer ebenso grundsätzlichen wie historisch bedeutsamen Offensive der gesamten Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse. Der Sieger und die Besiegten haben sich zusammengetan, um das "Ende des Kommunismus" zu verkünden. Der Sieg des Westens wird nicht nur als ein Sieg über einen rivalisierenden militärischen, politischen und wirtschaftlichen Block oder als Sieg des Marktes über eine staatlich gelenkte Wirtschaft gefeiert, sondern in erster Linie als ein Sieg über den Kommunismus. Diese Darstellung ist zum Teil das Erbe der ideologischen Form, die die letzte Offensive des Westens gegen den Osten unter Reagan und Thatcher angenommen hatte. Dieses war in den 80er Jahren der spezielle Beitrag der neuen Rechten in Westeuropa und den USA zur traditionellen Ost-West Konfrontation. Andererseits ist die Darstellung der offiziellen Ideologie des Westens, nämlich der Kampf der Demokratie und des Marktes gegen den Sozialismus und den Kommunismus der Beginn einer neuen Runde von Angriffen auf die Arbeiterbewegung. Das weist darauf hin, daß vom Standpunkt der Bourgeoisie das Abschließen des intra-Klassenkampfes zu grundlegenden Gewinnen im Kampf zwischen den Klassen, der parallel zu der Auseinandersetzung der Bourgeoismächte stattfand, führen muß.

Das ist die dunkle Seite der jüngsten internationalen Entwicklungen, die einen entsetzlichen Alptraum für die gesamte Menschheit ahnen lassen. Für viele naive Analytiker der jüngsten Ereignisse innerhalb der Linken und ehemaligen Linken und innerhalb der blauäugigen Intellektuellen allgemein, steuert die Welt offensichtlich auf Frieden, Harmonie, Freiheit und Menschlichkeit zu. Alle treten höflich an, um ihre nationalen, liberalen und Umweltforderungen dem Kapitalismus zu Füßen zu legen. Solche naiven Illusionen sind Anzeichen für eine nichthistorische Sicht der jüngsten Entwicklungen. Der heutige Angriff gegen den Kommunismus ist nicht ein Angriff gegen eine Sekte, ein Regime, eine Partei oder ein bestimmtes politisches und administratives System. Er ist ein Angriff gegen die Menschheit, gegen Gleichheit und Freiheit im allgemeinen und gegen die soziale Bewegung der Arbeiterklasse im besonderen, die sich diese Ziele gesetzt hat. Die Absicht ist, die Unsterblichkeit des Kapitalismus und die Sinnlosigkeit jeglicher Proteste der unterdrückten Massen zu verkünden. Dies ist eine Offensive gegen menschliche Erwartungen, gegen die Hoffnung der Menschen, die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal zu gewinnen, gegen jeglichen Gedanken der Verantwortung der Gesellschaft gegenüber dem Individuum und gegen jegliches Ideal, welches auf der rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Gleichheit aller basiert. Es ist eine Offensive zur Beseitigung all jener Einschränkungen und Bremsen, die die Arbeiterklasse und die sozialistische Idee in einem zwei Jahrhunderte andauernden täglichen Kampf dem Kapital mit seiner unverhüllten Plünderung und Ausbeutung aufgezwungen hatte. Sollte die Bourgeoisie mit ihrer Offensive gegen den Kommunismus erfolgreich sein, und die sozialistische Kritik und Bewegung an den Rand drängen, dann wird die reale Alternative, mit der sich die Welt konfrontiert sehen wird, nichts anderes sein als in Technologie verpackte Barbarei. Das Ergebnis wäre die Atomisierung der Arbeiter und Bürger gegenüber dem Kapital und seinen politischen, wirtschaftlichen, administrativen und propagandisitischen Institutionen. Es wird alle menschlichen Ideale als veraltet, überholt und unerreichbar ins Lächerliche ziehen. Der Beifall Für das Niederreißen der Lenin-Statuen entsteht nicht aus einer Feindseligkeit gegenüber einem gelähmten und besiegten staatskapitalistischen Block im Osten. Vielmehr reißen sie die Lenin-Statuen nieder als Symbol des Klassenmutes der Arbeiter gegen das heilige Kapital, aIs Symbol des Kampfes der unterdrückten arbeitenden Massen zur Veränderung der Welt.

Selbst ohne diese neue Offensive gegen die arbeitenden Menschen ist die heutige Welt unerbittlich genug gegen jeden, der sich für die Würde und die Rechte der Menschen einsetzt. In den Industriezentren der Welt nimmt die Zahl der Arbeitslosen täglich zu. Klassenunterschiede vergrößern sich. Die soziale Sicherheit und allgemeine Fürsorge für die Menschen hat drastisch abgenommen. Eine Arbeiterfamilie kann nur überleben, wenn Mann und Frau beide arbeiten. Die Arbeiterorganisationen und sogar die Gewerkschaftsbewegung, die längst keine Bedrohung mehr für die bürgerliche Ordnung darstellt, wird unter Druck gesetzt und hat ihre Handlungsfähigkeit stark eingebüßt. Individualismus und Konkurrenzdenken haben sich zu unstrittigen und grundlegenden Gesellschaftsnormen in den Köpfen der Menschen etabliert. Die Zukunftsperspektive der Gesellschaft, die vor allem durch die Intellektuellen, Denker und Theoretiker der bürgerlichen Gesellschaft dargestellt wird, hat einen starken Rechtsruck erfahren. Die liberalen und reformistischen Ideen der 60er und 70er Jahre wurden während der 80er Jahre für ungültig erklärt und an den Rand gedrängt. Daß Millionen von Menschen im industriellen Europa und den USA unterhalb der Armutsgrenze leben, findet langsam allgemeine Akzeptanz. Neofaschismus und Rassismus in verschiedenen Formen sind salonfähig geworden. Die technologische Revolution hat nicht nur die wirtschaftliche Herrschaft des Kapitals über die Arbeiter gesteigert, sondern ihm auch neue Mittel geliefert, um seine politische Herrschaft zu erhalten. Neben der Armee, den Gerichten und Gefängnissen haben die Massenmedien mit ihrer großen Reichweite eine einzigartige Bedeutung zum Garantieren der politischen Herrschaft der Bourgeoisie eingenommen. Eine systematische Täuschung und Einschüchterung des Individuums in der Isolation seines Heimes, ein ständiges propagandistisches Bombardement der Gesellschaft mit der Ansicht der Bourgeoisie von der Welt, der Gesellschaft und dem Menschen hat sich zu einer wesentlichen Bedingung für das Überleben der westlichen Demokratie gewandelt.

Außerhalb dieser industrialisierten Welt herrschen wirtschaftliche Unsicherheit und soziale und politische Rechtlosigkeit in noch größerem Ausmaß. Die Aussicht auf wirtschaftliches Wachstum ist für diese Länder düster und in vielen ist der tägliche Kampf gegen Armut und Hunger der Lebensinhalt für die große Masse der Bevölkerung geworden. Das Ausmaß der Auslandsschulden der Dritte Welt Länder gegenüber den westlichen Ländern und deren Finanzinstitutionen hat unglaubliche Dimensionen erreicht. In vielen dieser Länder werden bis zu 80 % des Einkommens das durch wirtschaftliches Wachstum erzeugt wird, für die Zinszahlung solcher Darlehn ausgegeben. Eine Tatsache, die offiziellen Schätzungen zufolge den Tod von 50 Mio. Kindern jedes, Jahr verursacht (2 pro Sekunde), und denen, die überleben, Armut, Obdachlosigkeit, Prostitution und Drogenabhängigkeit bringt. Milliarden von Menschen in diesen Ländern haben nicht einmal ein Minimum an Rechten, um ihre Gesellschaft zu lenken und um ihr wirtschaftliches und politisches Schicksal zu beeinflussen. Sowohl repressive Bourgeois-Regime und Staaten als auch extrem-staatliche politische Verbrechen, die in erster Linie gegen die Arbeiterklasse und die Arbeiterbewegungen gerichtet sind, sind die Merkmale des politischen Systems in diesen Ländern. In vielen ist jeglicher Versuch, sozialistische oder gewerkschaftliche Organisationen zu gründen, ein Verbrechen, das harte Bestrafungen nach sich zieht. Der Status der Arbeiter als Zweitklassige und Wegwerf- Menschen, als Verkäufer ihrer billigen Arbeitskraft festigt sich in der politischen Ökonomie der heutigen Welt in zunehmendem Maß.

Diese Klassenapartheid und die offizielle Klassifizierung des Wertes des Menschen, sei es in der industriellen Welt oder weltweit, wird durch das Auftauchen neuer reaktionärer Denkmuster gefestigt und verstärkt. Die Last der Verantwortung für Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Armut und das Fehlen elementarer medizinischer, schulischer und sozialer Einrichtungen wird von der Gesellschaft auf den Einzelnen verlagert. Der Begriff des Rechts, ob politisch oder wirtschaftlich, wird wieder einmal eindeutig mit Eigentum verbunden. Nationalismus und Religion gewinnen an Raum zur Verstärkung ihrer Aktivitäten. Neben der Proklamierung der Heiligkeit des Marktes, des Kapitals und des bürgerlichen Eigentums wird militärischer Interventionismus weltweit mit seinem entsprechenden rassistischen und eurozentristischen gedanklichen Rahmen aus der Taufe gehoben und als höchstes Gebot der neuen Weltordnung dargestellt.

Für einen Kommunismus, der seine Ideale von Gleichheit und Freiheit für alle Menschen nicht revidiert hat; für einen Kommunismus, der die kritisch-praktische Bewegung der Arbeiter ist, um die gesamte rückständige, unmenschliche, bürgerliche Ordnung zu verändern; für einen Kommunismus der Zeuge eines ständigen Angriffs auf den Marxismus und die Ideen und die Bewegung der Arbeiterklasse ist, bringt die gegenwärtige Ära eine lange Liste von geistigen und politischen Herausforderungen auf die Tagesordnung. Wir müssen diese Herausforderungen begrüßen. Und alles weist darauf hin, daß der Sieg der Arbeiter und des Kommunismus in dieser Ära möglich ist. Die ganze Welt befindet sich in einem Prozeß der Überprüfung ihrer wirtschaftlichen politischen und geistigen Grundlagen. Arbeiterkommunismus, frei von der Last bourgeois-sozialistischer Blöcke, hat große Möglichkeiten, um direkt und klar seine kritische Denkweise und seine soziale Alternative vorzubringen. Die Globalisierung der kapitalistischen und industriellen Produktion hat aus der modernen Arbeiterklasse eine richtige weltumfassende Klasse gemacht. Der Protest der Arbeiter gegen die Regierung und die Politik der Arbeitgeber und für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen geht in verschiedenen Ländern ständig weiter. Die traditionellen Richtungen innerhalb der Arbeiterbewegung, besonders die Gewerkschaftsbewegung und die sozialdemokratischen Bewegungen, haben ihre Unfähigkeit bewiesen, die Organisierung der Arbeiter auszubauen und dem Arbeiterprotest zum Sieg zu verhelfen. Trotz aller antikommunistischer Propaganda und Provokation hat heute der radikale sozialistische Trend innerhalb der Bewegung der Arbeiterklasse eine bessere Chance, die Arbeiter zu einer radikalen Politik und Organisierung hinzuführen.

Für Kommunisten gibt es eine Menge zu tun, und es gibt eine Menge, was man tun kann. Beides, sowohl ein totaler Sieg als auch eine totale Niederlage sind möglich und wahrscheinlich. Die hauptsächlichen Herausforderungen sind global und tragen keine länderspezifischen Merkmale, obwohl es möglich ist, eindeutige Schlüsse für die kommunistischen Aufgaben in den jeweiligen Ländern zu ziehen. Als Kommunisten müssen wir auf bestimmten Kampfplätzen präsent sein. Der Kommunismus heute wird nur durch diese Präsens erkennbar. Wir sollten den Marxismus nicht nur gegen die bürgerliche Offensive verteidigen, sondern wir müssen die radikale, marxistische Kritik, die Kritik der Arbeiter an der kapitalistischen Welt mit mehr Kraft und Entschiedenheit vorantreiben als vorher. Wir müssen demokratischen, nationalistischen, liberalen und religiösen Aberglauben und die verwässerte Kritik der enttäuschten Bourgeois am Unwesentlichen dieses Systems zur Seite fegen. Man soll bewirken, daß sich die sozialistischen Reihen der Arbeiter dem Kampf der heutigen entscheidenden ökonomischen und politischen Kämpfe anschließen. Man muß der Welt die Arbeiter-Alternative vor Augen führen. Die Form des radikalen Kampfes der arbeitenden Masse muß definiert und ausgebaut werden. Radikale und scharfsinnige politische Parteien des Arbeiterkommunismus müssen gegründet werden. Die Gewährleistung der internationalen Klasseneinheit der Arbeiter muß als ein dringendes praktisches Problem auf die Tagesordnung kommen.

Ein wahrer Kommunist ist heute derjenige, der die Brisanz der gegenwärtigen Situation und die Bedeutung seiner eigenen Rolle erkannt hat. Kommunismus am Rande der Gesellschaft ist kein Kommunismus. In der ersten Reihe des Widerstandes gegen den weltweiten bürgerlichen Angriff auf menschliche Ideale und soziale Errungenschaften zu stehen, eine internationale sozialistische Front der Arbeiter in dieser turbulenten Welt zu organisieren und für den Sieg des Sozialismus zu kämpfen, ist es, was heute einen Kommunisten ausmacht.

Mansoor Hekmat

The original (in Farsi) is a much longer article first published in Komonist no. 63, September '91, organ of the Communist Party of Iran, in which the author elaborated his reasons for leaving the CPI and its leadership in order to work for the formation of a worker-communist party.


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